Tiroler Grabesritter erstmals bei Brixner Kassianprozession

 

Europäische Akzente der Kassianprozession in Brixen 

Auch heuer wieder gab es am Sonntag, dem 10.April, die berühmte Kassianprozession in Brixen. Erstmals nahmen Grabesritter der Komturei Innsbruck mit Komtur Direktor Prokurist Thomas Steixner an der Spitze daran teil. Der konzelebrierende Diözesanadministrator von Innsbruck, Monsignore Mag. Jakob Bürgler, vertrat die Grabesritter beim Pontifikalamt.  Die Grabesritter aus der Komturei Bozen führte Komtur Franz Patscheider an. Zum Pontifikalamt, das der Bischof von Regensburg, Dr. Rudolf Vorderholzer, mit Südtirols Oberhirte Bischof Dr. Ivo Muser und Innsbrucks Diözesanadministrator Monsignore Mag. Jakob Bürgler sowie Dompropst Kanonikus Josef Matzneller und Domdekan Kanonikus Prof. Dr. Ulich Fistill und den weiteren Mitgliedern des Brixner Domkapitels zelebrierte, sangen unter der Leitung von Wolfgang Girtler die  Kirchenchöre der Seelsorgeeinheit Sterzing, W. Menschik: Missa „Jubilate Deo“. In seinen Begrüßungsworten erinnerte Bischof Dr. Ivo Muser daran, dass das Verhältnis der beiden Bischofsstädte Brixen und Regensburg durch vielfältige Beziehungen gekennzeichnet ist. Vor allem hat der emeritierte Heilige Vater, Benedikt XVI., zu Brixen wie zu Regensburg eine sehr persönliche Beziehung, hat als Papst beide Städte besucht und ist Ehrenbürger beider Bischofsstädte. Schon vor Jahrzehnten kam er als Feriengast nach Brixen.  Bischof Muser kam weiters darauf zu sprechen, dass am 22.August des Vorjahres im Dom zu Brixen die Kassiansbüste geöffnet wurde, um daraus eine Reliquie für den neuen, am 18.Oktober zu weihenden Volksaltar in der Kassianskirche  in Regensburg zu entnehmen. In seiner Predigt unterstrich Regensburgs Bischof Dr. Rudolf Vorderholzer die engen historischen Kontakte beider Bischofsstädte, erinnerte an den sogenannten "Brixner-Hof" in Regensburg und erwähnte sodann das Martyrium des Hl. Kassian, der im Jahre 304 von seinen Schülern mit Griffeln ermordet wurde, deshalb sei er seit 1952 der  Patron der Lehrer und Stenographen. Bischof Vorderholzer hob die bei der Kassianprozession besonders zum Ausdruck kommende Verehrung der beiden Patrone Kassian und Vigilius hervor und wünschte dabei für die EU und damit für Europa denn ersehnten Frieden. (Anm.: Kassian und Vigilius waren ja schon in Tirol über Jahrhunderte die Patrone der Diözesen Brixen (Kassian) und Trient (Vigilius). Sie  kann man heute als die Patrone der Europaregion Tirol - Südtirol - Trentino betrachten!) Nach dem Pontifikalamt führte die Kassianprozession durch Brixens Altstadt.  Am zweiten Samstag nach Ostern des Jahres 1704 wurden die Reliquien des hI. Kassian von Imola  (Teile eines Armknochens) feierlich in den Dom zu Brixen übertragen. In Erinnerung an diese Übertragung wird seit 1734 am zweiten Sonntag nach Ostern die Kassianprozession begangen, bei der nicht nur die Reliquien des hl. Kassian, gefasst in einer vom Augsburger Goldschmied Johann Martin Maurer geschaffenen großen Silberbüste, sondern auch die der anderen Diözesanpatrone mitgetragen werden. Fürstbischof Caspar Ignaz von Künigl leitete diese Tradition ein. Der Lehrer Kassian starb in Imola im Jahre 304 zur Zeit der diokletianischen Christenverfolgung den Martyrertod. Die Legende erzählt, dass der Patriarch Fortunatian von Aquileja Kassian zum Bischof geweiht und in das Gebiet des heutigen Tirol zur Missionierung gesandt habe. Der Kassiansonntag war durch viele Jahrzehnte hindurch die große Glaubenskundgebung der Diözese Brixen. Aus den ladinischen Tälern, dem Puster- und Eisacktal, kamen die Menschen, vielfach schon am Vortag, um dann am Festgottessdienst und an der anschließenden Prozesssion.  In Südtirol gilt seit altersher folgender Spruch: "Wer am Kassiansonntag in Brixen nicht an der Prozession teilnimmt, dem erstickt die Saat im Acker."

Dr. Heinz Wieser     

                                                                                       

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