Nazareth: Kardinal Schönborn übernimmt "NAI"-Stipendium.

Israels erste und einzige arabische Hochschule, das "Nazareth Academic Institute" (NAI), bietet ab Wintersemester 2012/13 lokalen Christen Möglichkeit, in Kooperation mit einer katholischen Universität Theologie-Bachelor zu erwerben.

Wien-Jerusalem, 09.05.2012 (KAP)

Israels erste und einzige arabische Hochschule, das "Nazareth Academic Institute" (NAI), bietet ab Wintersemester 2012/13 den lokalen Christen die Möglichkeit, in Kooperation mit einer katholischen Universität einen Theologie-Bachelor zu erwerben. Wie die Wiener Mitarbeiterin der Päpstlichen Missionswerke (Missio), Marie Czernin, am Mittwoch "Kathpress" gegenüber berichtete, sei dies ein großes Anliegen von Kardinal Christoph Schönborn gewesen, der das NAI Mitte April besucht hatte. Der Wiener Erzbischof werde deshalb ein Stipendium für einen christlichen Studenten übernehmen.

Dabei handelt es sich um Laien, meist Lehrer, die einen Bachelor erwerben wollen, um später als Religionspädagoge tätig sein zu können. Die Ausbildung erfolgt in Kooperation mit der katholischen Universität von Bethlehem (Bethlehem University of the Holy Land). Interessierten christlichen Arabern aus Israel wird damit in Nazareth eine solide Fortbildungsmöglichkeit geboten. Während der Bachelor in Nazareth erworben werden kann, wird der Studienort für den Master Bethlehem sein, wohin Inhaber israelischer Pässe aber derzeit problemlos fahren können.

Das "Nazareth Academic Institute" geht aus den "Mar Elias College" hervor, das auf Initiative des melkitischen Erzbischofs Elias Chacour als Zweig-Campus der University of Indianapolis 2003 gegründet wurde. 228 Studenten haben bis zum Jahr 2008 dort ihr Studium absolviert, bevor die Hochschule im Jahr 2009 nach Nazareth übersiedelte.

Das NAI versteht sich als eine multikulturelle Einrichtung für Studenten mit christlichem, muslimischem oder jüdischem Hintergrund. Auch unter den Professoren gibt es sowohl arabische Christen, als auch Muslime und Juden, die zum Teil gleichzeitig an bekannten israelischen Einrichtungen - der Hebräischen Universität in Jerusalem, der Universität von Haifa oder dem Technion - unterrichten. Anders als auf israelischen Universitäten, wo man auf Ivrit, dem modernen Hebräisch, studiert, werden hier die Studien auf Arabisch, Ivrit und Englisch absolviert.

Friedensuniversität mit Frauenförderung

Doch die Hochschule ist nicht nur auf Grund der Kurse, die in den verschiedenen Sprachen angeboten werden, einzigartig in Israel. Das "Nazareth Academic Institute" versteht sich vielmehr als eine Friedensuniversität, an der neben den spezifischen Studienrichtungen auch ein "Studium generale" verpflichtend ist, das Kurse im Bereich der Friedensforschung, vergleichende Religionswissenschaft, Menschenrechte und Konfliktmanagement beinhaltet.

Ausschlaggebend für den Erfolg der akademischen Einrichtung ist auch die gezielte Frauenförderung. Am NAI studieren in diesem akademischen Jahr mehr als 90 Prozent muslimische Frauen, denen sonst oft der Zugang zu einer höheren Ausbildung verwehrt bleibt. Im März 2010 wurde die Hochschule vom staatlichen Rat für Höhere Studien akkreditiert und konnte im November 2010 mit rund 60 Studenten den Unterricht in Nazareth aufnehmen.

Im zweiten Studienjahr sind es bereits 90 Studenten, die an den Fakultäten für Chemie und Kommunikationswissenschaften studieren. Die Hochschule ist derzeit zur Verleihung von B.A. Diplomen autorisiert. Für das Studienjahr 2012/2013 wurde beim israelischen Erziehungsministerium die Eröffnung zweier weiterer Departments, Computer-Science und medizinische Hilfswissenschaften, beantragt. Weitere Fakultäten sind bereits in Planung. Für das NAI sind allerdings im Unterschied zu anderen universitären Einrichtungen von staatlicher Seite keine finanziellen Subventionen vorgesehen, was den Fortbestand dieser Einrichtung täglich neu in Frage stellt.

Kardinal Schönborn "tief beeindruckt"

Kardinal Schönborn zeigte sich bei seinem Besuch am NAI im vergangenen Monat "tief beeindruckt" vom engagierten Einsatz der Professoren, die sich der Vision eines friedlichen Miteinanders unterschiedlicher Kulturen verpflichtet haben. Er verglich die Bemühungen jener, die sich seit vielen Jahren für den Aufbau dieser besonderen Hochschule engagieren, mit "dem biblischen Bild eines Senfkorns, dem kleinsten unter den Samenkörnern, das jedoch zu einem großen Baum heranwächst und reiche Frucht bringt".

Im Anschluss an die Präsentation der einzelnen Kurse an den zwei bereits bestehenden Fakultäten und weiteren geplanten Hochschullehrgängen, zeigte der christlich-arabische Vize-Rektor des NAI, Raed Mualem, dem Kardinal und einigen Professoren das Grundstück auf dem vor der Stadt Nazareth liegenden "Hügel des Abgrunds", wo der neue Universitätskomplex entstehen soll. An dieser Stelle hatte Papst Benedikt XVI. bereits im Mai 2009 eine heilige Messe für 50.000 arabische Christen aus ganz Galiläa gefeiert. Hier soll als Herzstück der zukünftigen Universität auch ein Friedenszentrum mit einer Aula Magna und Gebetsräumen für Juden, Christen und Muslimen entstehen, das bereits von einem Wiener Architekturbüro geplant wird.

Mitteilung der
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